Analytik von Mineralstoffen und Schwermetallen: Ausgabe 3 Keime im Trink- und Badewasser

Keime im Wasser – warum gerade jetzt?

Keime und Bakterien im Wasser sind ein vielschichtiges Thema – gerade im Sommer. Planschbecken, Naturbad oder öffentliches Freibad locken mit einer erfrischenden Abkühlung. Sportliche Schwimmer und gemütliche Planscher suchen ungetrübtes Badevergnügen. Aber oft tummeln sich (unsichtbar) auch Keime im Wasser. Selbst Trinkwasser, das Lebensmittel Nr. 1, ist manchmal gefährdet. In diesem Kapitel unserer Infoserie lesen Sie, was man hinsichtlich Keime im Wasser wissen sollte. Unbestritten ist: Eine hohe Keimdichte kann insbesondere für Kinder, Schwangere, Senioren und immungeschwächte bzw. vorerkrankte Menschen und bei offenen Wunden gefährlich werden.

Planschbecken und Gartenpools

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte1 hat für private Gartenpools und Planschbecken eine gründliche Hygiene angemahnt. Warmes, seichtes Wasser und Kinder in Schwimmwindeln schaffen nämlich ein perfektes Milieu für Keime. Besonders problematisch wird es, wenn Pools sehr lange mit Wasser befüllt im Garten stehen. Fäkalkeime etwa können sich dann schnell vermehren und Durchfall auslösen, wenn Wasser verschluckt wird. Gefahr droht auch bei offenen Wunden. Idealerweise sollte das Badewasser mikrobiologisch fast Trinkwasserqualität haben2 . In der Praxis ist dies allerdings kaum realisierbar. Umweltkeime sind schließlich überall, sie geraten leicht auf natürlichem Weg ins Badewasser und könnten schnell zu einer Gefahr werden. Die bei Kleinkindern so beliebten Badeenten gelten übrigens als echte „Keimschleudern“3 .

Wer sich nicht um die Wasserqualität kümmert, riskiert leichtfertig Infektionen bei den Kleinen. Dem Wasser sieht man eine Keimbelastung nicht unbedingt an, selbst scheinbar sauberes Wasser kann belastet sein (siehe Abbildung). Das Wasser sollte man daher täglich tauschen (und etwa zum Blumengießen nutzen). Bei größeren Gartenpools sollte man spezielle Filter vorschalten oder das Wasser chlorieren (dabei unbedingt die Herstellerinformationen und Gebrauchsanweisung beachten!).

Schließlich werden oft beträchtliche Mengen an Kolibakterien, manchmal sogar Salmonellen, im Poolwasser nachgewiesen. Auch Pseudomonaden, sogenannte Pfützenkeime, können leicht in die heimischen Wasserbecken geraten4 . Aufgrund ihrer geringen Wachstumsansprüche können sie sich gut ausbreiten. Gesundheitlich sind Pseudomonaden vor allem für Immungeschwächte bedrohlich, da sie schwere Infektionen auslösen können, beispielsweise Entzündungen des äußeren Gehörganges5 .

Im Wasser dient Erregern organisches Material wie Hautschuppen, Kotreste und pflanzliche Partikel als Nahrung. Manche Bakterien wie Fäkalkeime könnten im Wasser besonders lang überleben. Urin im Wasser ist übrigens aus mikrobiologischer Sicht weit weniger bedenklich, da er bei Gesunden keine pathogenen Keime enthält. Er dient den Bakterien aber ebenfalls als Nährstoff6 .

Öffentliche Frei- und Hallenbäder

Für öffentliche Bäder gelten strenge Regeln. Die zuständigen Gesundheitsämter veranlassen nach der Bäderhygieneverordnung7 Routineuntersuchungen. Ohne grünes Licht aus dem Labor dürften Freibäder nicht öffnen. Duschen vor dem Betreten des Beckens ist ein absolutes „Muss“ (Wegen möglicher Fußpilze Badelatschen dabei nicht vergessen!).

Die Schwimmbecken sind nichts anderes als riesige Badewannen für tausende Menschen und jeder bringt seine Keime mit. Diese fühlen sich im Badewasser pudelwohl. Je länger das Wasser im Becken bleibt, desto mehr können sich die Keime darin vermehren. Trotzdem kann das Wasser sauber aussehen.
Bindehautentzündungen (durch bestimmte Chlamydien)8 , Durchfall (nach Verschlucken von Wasser) und Hautausschläge sind besonders häufig.

Scheideninfektionen durch Bakterien und Pilze sind auch keine Seltenheit. Wenn nach dem Besuch im Freibad die Scheide juckt, brennt und manchmal Ausfluss auftritt – dann können Keime wie Coli-Bakterien eine Scheideninfektion ausgelöst haben. Oft handelt es sich auch um Scheidenpilz. Vor allem nach einem längeren Aufenthalt im Wasser kann die Scheidenflora beeinträchtigt sein und nicht mehr so gut vor Bakterien und Pilzen schützen.
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen sind relativ einfach: Auf keinen Fall Wasser schlucken und am besten eine Schwimmbrille tragen – und nicht zulange im Wasser bleiben. Anschließend gut Duschen und sorgfältig Abtrocknen!

Übrigens: Wenn Chlor mit Harnstoff in Berührung kommt, entsteht der typische Schwimmbadgeruch. Harnstoff steckt im Urin von Menschen. Er wird aber auch von der Hautoberfläche ins Wasser gewaschen. Duschen mit Seife entfernt nach Angaben des Umweltbundesamtes bis zu 97 Prozent des Harnstoffs.

Naturnahe Anlagen (Kleinbadeteiche)

Die hygienische Beeinträchtigung in den „Kleinbadeteichen“ (künstlich angelegte Schwimm- und Badeteiche, deren Aufbereitung ausschließlich mit biologischen und mechanischen Maßnahmen erfolgt) findet nahezu ausschließlich über die Badenden selbst statt. Mit steigenden Besucherzahlen steigen der Nährstoffeintrag und die Keimbelastung. Die Keime ernähren sich zum Beispiel von eingetragenen Pflanzenteilen und Hautschuppen. Auch Algen „profitieren“ vom Phosphateintrag durch die Besucher und können sich dann besonders gut vermehren.

Im Gegensatz zu Frei- und Hallenbädern werden naturnahe Anlagen eher selten oder gar nicht amtlich überwacht9 . Warnhinweise, dass aufgrund fehlender chemischer Desinfektion des Badeteichwassers ein erhöhtes Risiko durch Krankheitserreger besteht, sind dann zu beachten. In nicht wenigen Fällen gibt es für die Wasserqualität ein “ungeeignet”. An mancher Stelle ist kritisches Nachhaken also durchaus im Sinne der Gesundheit! Mit mikrobiologischen Analysen (s.u.) kann man auf Nummer Sicher gehen.

Freie Badegewässer (Flüsse, Badeweiher, Badeseen)

Badegewässer sind Seen, Flüsse und die Küsten von Nord- und Ostsee. Somit liegen sie im natürlichen Wasserkreislauf. Abschwemmungen aus landwirtschaftlichen Flächen oder Abwassereinleitungen (Kläranlagen entfernen die Krankheitserreger aus menschlichen Fäkalien nur zum Teil!) können Krankheitserreger einbringen, die beispielsweise zu Durchfallerkrankungen oder Augen- und Ohreninfektionen führen. Stickstoff- und Phosphoreinträge aus der Landwirtschaft können außerdem zur gesundheitsschädlichen Vermehrung von Cyanobakterien (Blaualgen) beitragen.

Gemäß der Badegewässerrichtlinie werden zum Schutz der Badenden vor Infektionskrankheiten zwei mikrobiologische Parameter als Indikatoren für Krankheitserreger untersucht: E. coli und (intestinale) Enterokokken. Diese Bakterien gelangen mit fäkalbelasteten Abwässern in die Gewässer und zeigen dort an, dass diese hygienisch belastet sind. Badegewässer dürfen für eine ausreichende Qualität eine Maximalkonzentration dieser Bakterien nicht überschreiten.

Das Baden in Flüssen und Seen gilt, so fasst ARD-Aktuell10 die Untersuchungen zusammen, als Risikofaktor für eine Infektion. Auch multiresistente Keime wurden demnach wiederholt nachgewiesen.

Auf alle Fälle sollten Flüsse und Seen insbesondere nach Regen gemieden werden, auch Gewässer mit vielen Wasservögeln (Enten, Gänse).

Leitungswasser (Wasser zum menschlichen Gebrauch)

Unser Trinkwasser („Wasser zum menschlichen Gebrauch“) wird zu Recht als streng kontrolliert (so streng wie kaum ein anderes Lebensmittel), als günstig (weniger als 1 Cent pro Liter) und umweltfreundlich (es kommt ohne Verpackung aus) gepriesen. Trinkwasser ist aber meistens nicht vollständig keimfrei. Auch nach sachgerechter Aufbereitung enthält es noch Mikroorganismen, die entweder harmlos sind oder aufgrund der nach der Aufbereitung im Wasserwerk verbleibenden Konzentrationen keine gesundheitliche Bedeutung besitzen11 .

Was erlaubt ist und was nicht, regelt die TrinkwasserVO. Sie besagt, dass Hauseigentümer ihr Trinkwasser in klar deklarierten Rhythmen kontrollieren müssen, sofern der Gebäudekomplex eine gewisse Größe erreicht, beziehungsweise Dritte das Wasser als Trink- oder Brauchwasser verwenden. So soll erreicht werden, dass nicht nur das Trinkwasser, das durch die Wasserwerke angeliefert wird, sondern auch das Wasser, das tatsächlich aus den Wasserhähnen fließt, frei von Keimen und Bakterien ist.

Aus dem Küchenwasserhahn zu Hause kann nämlich durchaus etwas anderes rauskommen als der Wasserversorger losschickt. Ablagerungen und Biofilme (also organisches Material im Wasser, das als Brutstätte und Nährstoffbasis dient) bieten Mikroorganismen eine ideale Vermehrungsgrundlage. Kalk und Rostpartikel (Eisen) an den Innenwänden der Wasserrohre vergrößern die Oberfläche und bieten Mikroorganismen damit eine gute Möglichkeit zur Besiedlung. Insbesondere in Leitungen mit nur geringer Durchströmung oder stagnierenden Leitungsteilen wachsen diese Ablagerungen durch Sedimentation schneller. Stagnationen gelten als eine der Hauptursachen für mikrobiologische und chemische Kontaminationen des Trinkwassers („Rückverkeimung“).

Die Hauptakteure: Legionellen, E. coli & Co

Legionellen (die sich im Wasser besonders wohl fühlen) sind auch in Privathaushalten nicht selten. Dies gilt im Besonderen für Warmwasser-Systeme, die eine stetige, lauwarme Temperatur von 20 – 50 Grad Celsius aufweisen. Ein akuter Legionellenbefall bei Wassertemperaturen um etwa 40 Grad Celsius ist -gerade in den wärmeren Sommermonaten- wesentlich häufiger, als die meisten Menschen denken. Aber besonders gefährdet sind Krankenhäuser, Pflegeheime und z. B. größere Hotelkomplexe. Legionellen können durchaus lebensbedrohlich für den menschlichen Organismus werden, da sie das Pontiac-Fieber wie auch die noch gefährlichere Legionärskrankheit verursachen können.

Pseudomonaden (insb. Pseudomonas aeruginosa) sind relativ anspruchslose Kaltwasserkeime und lieben vor allem mangelhaft durchströmte (stagnierende) Leitungssegmente. Diese treten bei fehlerhaft geplanten oder älteren bzw. neu verlegten Leitungssystemen auf. Pseudomonaden gelten als Verursacher von Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte und Vereiterungen, die besonders Menschen mit schwachem Immunsystem gefährlich werden können („fakultative Krankheitserreger“).

E. coli-Bakterien kommen im menschlichen und tierischen Darm vor. Eine hohe Konzentration von Kolibakterien kann also ein Fäkalindikator sein. Es verursacht u.a. Magen-Darm-Komplikationen, Blinddarmentzündungen und Bauchfellentzündungen.

Coliforme Bakterien sind ein Bestandteil der normalen Darmflora von Mensch und Tier. Zu der Gruppe der coliformen Bakterien gehören die Gattungen Klebsiella, Enterobacter, Citrobacter, Yersina, Serratina, Hafnia, Ewingella, Canella usw. Ihr Vorkommen im Trinkwasser zeigt, dass eine Verunreinigung mit Fäkalien vorliegt. Auch Verunreinigungen mit Salmonellen sind dann nicht auszuschließen
Enterokokken, ebenfalls Darmbewohner, sind bei hoher Konzentration sehr gefährlich. Sie haben eine hohe Überlebensfähigkeit im Wasser und können auf einen langen Zeitraum der Verunreinigung hinweisen.

Indikator-Organismen für spezielle Keime

In den letzten Jahren kam zu einer Vielzahl bekannter Krankheitserreger, die durch belastetes Wasser in den menschlichen Körper gelangen können – wie Salmonellen und Shigellen (häufig von Reisenden aus Nordafrika, Türkei und Indien importiert) – eine Reihe „neuer“ Erreger hinzu, zum Beispiel Campylobacter, die pathogenen EHEC-Escherichia coli oder auch Noroviren. Sie gelangen vor allem aus menschlichen oder tierischen Fäkalien in die aquatische Umwelt (und auch in tierische Lebensmittel). Diese Fäkalien enthalten – neben Krankheitserregern – zudem in der Regel eine größere Menge von Escherichia coli und auch harmlose Bakterien.

Bei der routinemäßigen Überwachung der Trinkwasserqualität genügt es deshalb, nach diesen typisch fäkalen Organismen, also Escherichia coli oder Enterokokken in den Wasserproben zu suchen. Diese Bakterien nennt man deshalb „Anzeige- oder Indikatororganismen“ (siehe voranstehendes Kapitel). Falls beispielsweise in 100 Milliliter einer Wasserprobe das Bakterium Escherichia coli nicht nachweisbar ist, so wird angenommen, dass auch andere potenziell gefährliche Mikroorganismen nicht in Konzentrationen vorhanden sind, die eine Erkrankung auslösen könnten12 .

Mikrobilogische Anforderungen (Keimhöchstwerte, Grenzwerte)

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Autoren

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Dr. Stefan Neumann: stefan.neumann@torre.de

Quellen- und Literaturverzeichnis

1 Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), Köln
2 Dirk Bockmühl, Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Hochschule Rhein-Waal, (über https://www.saarbruecker-zeitung.de, 13.06.2018)
3 www.bayern3.de/keime-in-badeente
4 https://www.t-online.de/…/pool-im-garten-diese-bakterien-koennen-im-badewasser-sein
5 Robert Koch Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr 40 (Okt 2002)
6 Dirk Bockmühl, Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Hochschule Rhein-Waal, (über https://www.saarbruecker-zeitung.de, 13.06.2018)
7 Siehe auch: Bundesgesundheitsbl 2014(57): 258-279 (Bekanntmachung des Umweltbundesamtes)
8 F. Witte, Keime im Wasser, über netdoktor.de (erfasst am 14.06.2018)
9 Empfehlung des UBA: im 1. Betriebsjahr wöchentlich, ab dem 2. Betriebsjahr: vierzehntätig
10 ARD aktuell; auf tagesschau.de, erfasst am 13.06.2018
11 https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasserqualitaet/mikrobiologie
12 https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasserqualitaet/mikrobiologie
13 z.B. EU Richtlinie 2006/7/EU
14 z.B. Badewasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit am UBA